Beim jagdlichen Brauchtum handelt es sich vorwiegend um die Waidmannssprache, die Jagdsignale, das Streckenlegen und die Bruchzeichen.
Allgemeines Brauchtum
Das Fürst-Pless-Horn ist in B gestimmt.
Das „Große Jägerrecht“ beinhaltet das Haupt (außer Schwarzwild), den Hals, die ersten drei Rippen und die Lenden. Allgemein kann man sich die äußeren Teile des Wilds merken. Es bezieht sich nur auf Schalenwild.
Das „Kleine Jägerrecht“ hingegen beinhaltet das Herz, die Lunge, die Leber, die Nieren, die Milz und das Feist. Allgemein sind hier die inneren Organe zu merken. Es bezieht sich nur auf Schalenwild.
Die Totenwacht hat dem Brauch zu tun, dem Wild die letzte Ehre zu erweisen. Sie wurde erst in den letzten 50 Jahren angewendet.
Das Zeichen der Wolfsangel ist von der alten Hannoverschen Jägerei dessen ursprünglicher Sinn eine zu beködernde Falle für Raubwild ist.
Hirschgerechte Zeichen sind solche, die ein Stück Rotwild, insbesondere der Hirsch, hinterlässt. Es wird zwischen Fährtenzeichen und solchen, die nichts mit der Fährte zu tun haben, unterschieden.
Zu den 24 trittlosen Zeichen der hirschgerechten Zeichen gehören der Kirchgang, die Himmelsspur, das Schlagen, das Wimpelschlagen und die Scherzstelle. (KHSSW)
Zu den 48 trittgebundenen Zeichen der hirschgerechten Zeichen gehören die Oberrücken, das Beuchel, das Scheibchen, der Umschlag, das hohe Insiegel.
Zusätzlich noch das Insiegel, das Bleizeichen, das Kränzen, der Burgstall und das Lecklein.
Die älteste Sammlung mit 23 Waidsprüchen stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Die Jagdhornsignale werden in allgemeine Signale, Jagdleitsignale und Totsignale unterteilt.
Beim Streckelegen werden zuletzt „Jagd vorbei“ und „Halali“ geblasen, wobei der Jäger beim „Halali“ seine Kopfbedeckung in die Hand nimmt.
Es gibt verschiedene Ausführungen des Waidblattes, eines Messers. Die bekanntesten sind nach Lippert und Frevert.
Geschichte der Jagd
Die Unterscheidung von Hoch- und Niederwild kommt aus Zeiten, in denen das Hochwild dem Adel vorbehalten war und übrige Jäger nur Niederwild bejagen durften.
Damals konnte ein alleiniges Jagdausübungsrecht vom Kaiser oder König vergeben werden, welches dann als Jagdregal bezeichnet wurde.
An den Besitz von Grund und Boden wurde das Jagdrecht erst nach den bürgerlichen Revolutionen von 1848 gekoppelt.
Brüche
Die bruchgerechten Holzarten kann man sich gut mit der Eselsbrücke „EFEKT“ merken (wie „Effekt“, mit nur einem „f“).
Buchstabe | Holzart |
E | Eiche |
F | Fichte |
E | Erle |
K | Kiefer |
T | Tanne |
Brüche werden grundlegend von Hand gebrochen, einige werden aber dennoch mit einem Messer befegt.
- Hauptbruch:
Bedeutet „Achtung!“. Armlang und oberseitig befegt, er weist den Jäger auf mehr Informationen hin. - Leitbruch:
Fordert zum Folgen auf. Halbarmlang und oberseitig zur Hälfte befegt. Die gewachsene Spitze zeigt in Folgerichtung. - Standortbruch:
Kennzeichnet den Schützenstand. Armlang und unbefegt steckt in der Erde, häufig in Kombination mit einem Hauptbruch, der weitere Informationen gibt. - Anschussbruch:
Markiert den Anschuss. Nicht befegt, wird in die Erde gesteckt. Wird heutzutage häufig durch buntes Papier, Plastikband in auffälligen Farben oder auch Leuchtmarkierungsfarbe aus der Spraydose ersetzt. - Fährtenbruch:
Markiert die Fluchtrichtung. Halbarmlang und unbefegt. Bei weiblichem Wild zeigt die gewachsene Spitze in Fluchtrichtung, bei männlichem Wild zeigt die gebrochene Spitze in Fluchtrichtung. Der Bruch wird aus Verwechslungsgründen geäftert (kleiner Querzweig). - Wartebruch:
Zwei gekreuzte, unbefegte Zweige signalisieren dem Anderen zu warten. - Warten aufgegeben:
Gibt die Wartende Person das Warten auf, bricht sie die Seitenzweige des Wartebruchs ab und legt die gewachsenen Spitzen in Abmarschrichtung. - Warnbruch:
Ein entasteter, rundum befegter zum Kreis gebundener Zweig wird gut sichtbar augehängt, beispielsweise am Baum, und soll die Person vor Gefahr warnen. - Schützenbruch:
Ein Bruch, den sich der Jäger, wenn er alleine ist, selbst an die rechte Hutseite steckt oder er kriegt ihn von dem Jagdherrn überreicht. - Inbesitznahmebruch:
Liegt auf der linken Seite des Stückes und zeigt die Inbesitznahme an. - Nachsuchebruch:
Wird vom Nachsucheführer an den Schützen überreicht. Der Schütze überreicht daraufhin einen Teil des Bruchs zurück an den Nachsucheführer, der den Bruch seinem Hund an die Halsung steckt oder der Schütze steckt den Bruch direkt an die Halsung des Hundes.
Streckelegen
Beim Streckelegen wird Wild immer auf die rechte Seite gelegt, so dass das Herz oben liegt. Die Reihe wird von rechts nach links gelegt, das stärkste Stück liegt am rechten Flügel.
Bei Füchsen wird gelegentlich eine Ausnahme gemacht, aus Gründen der Wildbrethygiene liegt dieser manchmal nicht auf der Strecke.
Der Jagdherr steht vor der Strecke und die Schützen hinter ihm, sie schauen dem Wild ins Gesicht.
Die Bläser stehen hinter der Strecke.