Wildkrankheiten

Kategorisiert in Behandlung des erlegten Wildes, Wildkrankheiten, Jagdhundewesen, Jagdliches Brauchtum

Projekt Büchse

Der Jäger muss krankes Wild zum Schutz der Menschen und des Wildes vor Krankheiten und Seuchen und zwecks weiterer ordnungsgemäßer Behanldung erkennen können.

Eine Zoonose ist eine Krankheit, die sowohl vom Mensch auf das Tier, sowie auch umgekehrt übertragen werden kann.

Den Zeitraum von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit bezeichnet man als Inkubationszeit.

Ist man unempfindlich gegenüber bestimmten Krankheitserregern, so spricht man von Immunität.

Fehlen dem Wild die Abwehrstoffe, also wenn es kümmernd ist, ist es besonders empfänglich für den Befall von Parasiten.

Viren und Baktieren können abgetötet werden, indem sie eine längere Zeit von mindestens 80 °C erhitzt werden. Durch Kälte können sie nicht abgetöet werden.

Wildkrankheiten können häufig durch entsprechende Reduktionsabschüsse bekämpft werden.

Ektoparasiten

Ektoparasiten sind Schmarotzertiere, die auf der äußeren Oberfläche (beispielsweise der Haut) seines Wirts leben.

Flöhe

Im Gegensatz zu Läusen haben Flöhe ein drittes Beinpaar, mit dem sie weit springen können. Außerdem können Läuse nur wenige Tage ohne Wirtstier überleben.

Fliegen

Hirschlausfliegen fliegen ihre Wirtstiere an, auf dem sie auch flügellos überwintern. Sie bevorzugt auf Rot- und Rehwild.

Im Gegensatz zu den Hirschlausfliegen legen Schmeißfliegen ihre Eier in aufgebrochenes Wildbret.

Milben

Milben verursachen Räude, welche beim Wild durch struppiges Haar, Haarausfall, großflächig verschorfte Haut, Kratzen und durch den Verlust der Scheu zu Menschen zu erkennen ist. Der Grund für den Verlust der Scheu sind die durch die Krankheit entstehenden Schmerzen des Tieres. Räudiges Wild sollte intensiv bejagt werden.

Hat man beispielsweise einen räudekranken Fuchs erlegt, so ist dieser 50 cm tief zu vergraben, außerhalb von Wasserschutzgebieten.

Zecken

Zecken sollten nach dem Erkennen sofort mit einer geeigneten Spitzpinzette oder Zeckenzange entfernt werden, da die Übertragung der Erreger erst nach etwa 12 bis 24 Stunden stattfindet.

Zecken sind in der Natur meist in einer Höhe bis maximal 1,5 m zu finden, sie lassen sich abstreifen.

Sie können FSME durch Viren und Borreliose durch Bakterien übertragen. Gegen Borreliose kann sich der Mensch nicht impfen lassen, der Hund hingegen schon. Bei FSME ist es umgekehrt. Etwa 25% der Zecken in Deutschland sind durch Borrelien befallen. Des Weiteren kann von Zecken eine Hirnhautentzündung übertragen werden.

Eine Wildart, an der Zecken (der „Holzbock“) häufig vorkommen, ist das Rehwild. Einen Einfluss auf die Qualität des Wildbrets hat der Zeckenbefall jedoch nicht.

Die Entwicklungsstadien der Zecke sind Eier, Larve, Nymphe und Adultus.

Endoparasiten

Endoparasiten sind Schmarotzer, die im Innern des Körpers leben.

Dasselfliegenlarven

Rehwild kann von Rachenbremsenlarven besetzt sein. Diese werden von der Fliege in den Windfangbereich gespritzt. Ein Schütteln des Hauptes, häufiges Niesen und stark eingeschränktes Atmen deuten auf den Befall hin. Vor allem im Monat Mai kann man einen Befall der genannten Larven „hören“. Verlassen tun sie ihr Wirtstier durch die Nase.

Unter der Decke im Rückenbereich leben Hautdasseln, also die Larven der Dasselfliege, bevorzugt bei Rehwild und Rotwild. Sie verlassen ihr Wirtstier durch die Atemöffnung in der Decke. Werden beim Zerwirken des Wildkörpers Hautdasseln festgestellt, können diese entfernt werden, das Wildbret ist danach noch genusstauglich.

Weder Haut- noch Rachendasseln befallen Schwarzwild.

Coccidien

Coccidien befallen die Leber und den Magen-Darm-Trakt. Sie werden über die Nahrung und beim Schöpfen aufgenommen. Mit der Losung verlassen sie ihr Wirtstier wieder.

Das Krankheitsbild ist ein kotverschmierter Spiegel und kotverschmierte Hinterläufe und das Stück kann abgemagert sein.

Sie dezimieren besonders den Hasenbesatz und haben keinen Zwischenwirt.

Magen- und Darmwürmer

Wildbret, dass mit Magen- und Darmwürmern befallen ist, ist genusstauglich und auch nicht meldepflichtig.

Die Larven werden, wie auch bei Coccidien, über die Nahrung aufgenommen.

Auch die Symptome sind ähnlich bei wie Coccidien, die befallenen Stücke haben verschmierte Spiegel.

Sie dezimieren vor allem den Rehwildbestand und sind dort beispielsweise die Ursache eines Korkenziehergehörns.

Bandwürmer

Bandwürmer sind im Darm zu finden.

Der Fuchsbandwurm scheidet im Endwirt mit dem Kot seine Eier aus, die über die Nahrung von Kleinnagern als Zwischenwirt aufgenommen werden. Diese Zwischenwirte werden dann vom Endwirt aufgenommen, wo sie sich zum Bandwurm entwickeln und der Kreis schließt sich. Endwirte des Fuchsbandwurms sind der Fuchs und selten auch der Hund und die Katze. Zwischenwirte sind kleinere Tiere wie verschiedene Mäusearten und Bisam oder als Fehlzwischenwirt auch der Mensch. Beim Mensch setzen sich die Larven auch in der Leber fest, der Fuchsbandwurm ist also definitiv auch für den Menschen gefährlich.

Bricht man beispielsweise ein Stück Rehwild auf und findet eine mit Flüssigkeit gefüllte Blase in der Leber, deutet dies auf eine Bandwurmfinne hin.

Beim Abbalgen von Füchsen an Orten, an denen man den Fuchsbandwurm vermutet, sollte der Bald angefeuchtet und Handschuhe und Mundschutz getragen werden.

Lungenwürmer

Die Larven des Großen Lungenwurms werden teilweise ausgehustet, der überwiegende Teil jedoch wird mit der Losung ausgeschieden. In das neue Wirtstier gelangen sie durch die Nahrungsaufnahme.

Ein vom Großen Lungenwurm befallenes Stück Wild ist permanent am Husten und hat einen schleimigen Ausfluss bei apathischem Verhalten, das Wildbret ist im Gegensatz zur Lunge genusstauglich.

Der kleine Lungenwurm sorgt für bis zu walnussgroßen hellen Wucherungen in der Lunge. Er hat die Schnecke als Zwischenwirt. Auch bei ihm ist das Wildbret bis auf die Lunge genusstauglich, solange kein übermäßiger Befall besteht. Eine Anzeigepflicht besteht nicht.

Der Lungenwurm des Schwarzwildes hat Regenwürmer als Zwischenparasit.

Leberegel

Eine Erkrankung, die der Jäger mit bloßem Auge nicht erkennen kann, ist beispielsweise der Leberegel und der Lungenwurm.

Beim Befall des Großen Leberegels hängen die Egel zum Teil richtig aus der Leber oder finden sich beim Anscheiden des Organs in den Gallengängen. Er gehört zu den Saugwürmern. Außerdem weist die Leber Bohrlöcher auf. Seine Larven gelangen über die Nahrung oder durch das Schöpfen in das Wirtstier. Sein Zwischenwirt der die Zwergschlammschnecke.

Befallen werden vom Leberegel hauptsächlich das Schalenwild und die Hasenartigen.

Die befallene Leber darf nicht gegessen werden, feuchte Standorte fördern die Entwicklung der Leberegel.

Der kleine Leberegel hat die Ameise, Maus und die Schnecke als Zwischenwirte.

Trichinosen

Trichinosen sind Parasiten, die vor allem beim Schwarzwild und beim Dachs auftreten können, allerdings ist die Trichinenbeschauung bei allen Wildtieren vorgeschrieben, die Fleisch- und Allesfresser sind. Abgetötet werden sie ab 72 °C. Sie setzen sich in allem Muskelgewebe fest und verursachen dort Schmerzen, Muskellähmungen und zersetzen Muskelfasern und stören den Muskelstoffwechsel. Trichinosen können auf den Menschen übertragen werden und sind sehr gefährlich.

Trichinenproben sind dem Muskelgewebe des Vorderlaufs oder aus den beiden Zwergpfellfeilern zu entnehmen. Wird die Trichinenbeschauung nicht durchgeführt, wird dies als Straftat mit Geldstrafe und möglicherweise Einzug des Jagdscheins bewertet. Lediglich Stücke die nicht verwertet werden, brauchen nicht beschaut werden. Die Verdauungsmethode ist die am häufigsten angewendete Methode um Trichinen festzustellen.

Durch Viren verursachte Krankheiten

Schweinepest

Die Schweinepest ist anzeigepflichtig beim zuständigen Veterinäramt oder der Gemeinde.

Hauptträger und -überträger der Schweinepest sind die Frischlinge, da durch die überhöhten Bestände und die zentrale Fütterung, sowie auch die nicht waidgerechte Bejagung (Zerschießen sozialer Strukturen) die Ausbreitung fördern. Anstecken können sich die Tiere aber auch über indirekten Kontakt, beispielsweise über Gegenstände oder Flächen. Sie wird auch nicht selten über weggeworfene Essensreste übertragen.

Die Bejagung während der Schweinepest sollte vorwiegend auf Frischlinge und Überläufer abzielen, die soziale Struktur darf nicht zerstört werden, außer bei Symptomen.

Merkmale, die auf die Schweinepest hindeuten, sind beispielsweise den Verlust von Scheu vor Menschen, Tagaktivität oder aber auch Zittern, Taumeln, Einbrechen der Hinterläufe und gesenktes Haupt. Am verendeten Stück sind es teilweise starke Blutungen in den Organen und Entzündungen, sowie punktförmige Blutungen im Gewebe.

Tollwut

Tollwut ist eine Virenkrankheit, die durch Biss oder Lecken auf offenen Wunden übertragen wird. Sie wird hauptsächlich durch den Fuchs und die Fledermaus übertragen. Eine intensive Fuchsbejagung ist eine geeignete Gegenmaßnahme, bevorzugt Altfüchse. Die Krankheit ist auf den Menschen übertragbar.

Tollwütige Füchse dürfen nicht gestreift werden und sind der Veterinärbehörde zuzuführen. Häufig muss nur der Kopf zur Untersuchung eingesandt werden, die Trophäen dürfen dazu nicht vorher entfernt werden.

Das häufigste Symptom ist auch hier der Scheuverlust und die damit verbundene Vertrautheit zum Menschen. Scheuerwunden im Kopfbereich zählen auch dazu.

Staupe

Das Staupevirus ist beim Fuchs, Iltis, Frettchen und beim Marder zu finden. Beim Seehund hat ein ähnlicher Virus zu sehr hohen Verlusten geführt.

Ausgeschieden wird es durch alle Sekrete und Exkrete.

Hunde können gegen Staupe geimpft werden.

Aujeszkysche Krankheit

Fressen Hunde rohes Schweinefleisch können sie sich an der Aujeszkyschen Krankheit anstecken. Auch durch das Lecken an infizierten Schweinen, beispielsweise des Ein- und Ausschussbereichs können sie sich infizieren.

Geschützt werden können sie durch Verzicht des Genossenmachens und durch das Verfüttern von kräftig erhitztem Schweinefleisch von über 15 Minuten Dauer.

Die Inkubationszeit dauert 2 bis 6 Tage, die Krankheit verläuft innerhalb 24 Stunden unter großen Qualen für den Hund tödlich. Die Krankheit ist anzeigepflichtig.

Myxomatose

Myxomatose ist eine Viruserkrankung, die am häufigsten über stechende Insekten übertragen wird. Auch eine Übertragung von Tier zu Tier ist möglich.

Im Bereich der Augenlieder, der Ohren, des Mundes und des Genitalbereichs treten Schwellungen und Entzündungen auf. In der Praxis kommt Myxomatose vor allem bei Wildkaninchen vor, wobei entzündete und verklebte Augen oft im Zusammenhang damit gezeigt werden.

Chinaseuche

Die Chinaseuche ist ebenfalls eine Krankheit, die häufig bei Wildkaninchen vorkommt, vereinzelt aber auch bei Hasen.

Sie dezimiert zusammen mit Myxomatose die Kaninchenbestände.

Übertragen wird über Läuse, Zecken und Flöhe, aber auch durch Körperkontakt mit Artgenossen.

Vogelgrippe

Die Vogelgrippe, auch Geflügelpest genannt, ist eine Viruserkrankung, die anzeigepflichtig ist.

Verbreitet ist sie bei Enten und anderen Wasservögeln, sowie bei Greifen.

Übertragen werden kann sie vom Vogel auf andere Vögel, als auch vom Vogel auf den Menschen. Die Übertragung auf den Menschen ist allerdings nur bei intensivem ständigem Kontakt mit hochgradig Virus ausscheidenden Vögeln möglich.

Blauzungenkrankheit

Die Blauzungenkrankheit ist eine Viruserkrankung, die ebenfalls anzeigepflichtig ist.

Die Ansteckung erfolgt über bestimmte Stechmücken, sowie über den Stich die Gnitzen (Vektorenkrankheit).

Durch Bakterien verursachte Krankheiten

Strahlenpilz

Die Stahlenpilzerkrankung ist eine bakterielle Erkrankung, die über Nahrung aufgenommen wird und durch Verletzungen Eiterungen mit Knochengewebezerstörung im Kieferbereich (Unterkiefer) mit ihren Folgeerscheinungen verursacht.

Botulismus

Unter Botulismus versteht man die Vergiftung von Rindern, Pferden und Wasservögeln durch ein Bakterium.

Es ist eine Erkrankung bei Wasserwild, deren Entwicklung an flachen Stillgewässern bei hochsommerlichen Temperaturen gefördert wird. Gründelnde Enten nehmen giftige Ausscheidungen der Bakterien auf und erkranken daran.

Tularämie

Unter Tularämie versteht man eine bakterielle Erkrankung, die besonders Hasen, Kaninchen und andere Nager gefährdet.

Pseudotuberkulose

Pseudotuberkulose ist ebenfalls eine bakterielle Erkrankung, die bei einer Feststellung die Genusstauglichkeit des Wildbrets ausschließt.

Festzustellen ist sie unter anderem durch kleine gelbe Knötchen in der Leber.

Brucellose

Brucellose zeigt sich beim Hasen deutlich am Geschlechtsorgan, beispielsweise durch vergrößerte Hoden. Außerdem ist die Milz besonders vergrößert.