Merksätze/Allgemeines
- Das Rehwild brunftet ca. einen Monat vor dem Rotwild, also im August/September.
- Die Geweihbildung dauert auch wie beim Rotwild und Damwild etwa 5 Monate. Allerdings ist die Aufgabe des Geweihs (Gehörns) das Revier beim „Frühjahrsputz“ zu markieren.
- Eine hohe Zahl Ricken in einem Revier deuten auf eine hohe Qualität des Lebensraums hin.
- Das Rehwild macht Frühjahrsputz, es (ver)fegt also im April/Mai.
- Färbe- und Fegeregeln gelten auch beim Rehwild: Es färbt jung vor alt, es fegt alt vor jung.
- Das Reifealter des Rehbocks ist mit 5 Jahren erreicht (Rothirsch mit 10 Jahren).
Aussehen/Merkmale
Das Rehwild hat einen Muffelfleck (weißer Fleck) oberhalb des Windfangs (Nase).
Grundsätzlich verfärbt das gesunde Rehwild im April/Mai und im September/Oktober. Allgemein gilt: Jung färbt vor alt.
Sowohl Ricken als auch Rehböcke besitzen einen „Spiegel“, einen weißen Fleck am Hinterteil, eine Geschlechterunterscheidung anhand dessen allein ist nicht möglich.
Weibliches Rehwild hat zudem eine „Schürze“, ein Fellbüschel welches aus dem Spiegel herausragt. Damit können Ricken unter anderem im Winter angesprochen werden.
Verhalten
Das Rehwild bildet im Gegensatz zu den meisten anderen Hirschartigen keine Rudel, es ist grundsätzlich einzelgängerisch. Die „Gruppen“ an Rehwild die im Sommer häufig anzutreffen sind, sind „Sprünge“.
Im Gegensatz zum Rotwild lebt es territorial. Daher „kennen“ viele Jäger auch die Böcke in Ihrem Revier.
Beim „Frühjahrsputz“ wird das Gehörn des Rehwilds an Bäumen und Sträuchern gerieben um den Bast zu entfernen. Zusätzlich schlägt das Rehwild mit den Vorderläufen Plätzstellen in den Boden. Der Rehbock markiert so sein Revier.
Er markiert seinen Einstand zusätzlich mit der Nutzung seiner Duftdrüsen, die sich zwischen den Schalen der Hinterläufe und unter der Stirnlocke befinden.
Nahrung
Das Rehwild bildet auch bzgl. der Äsung das Gegenteil zum Rotwild. Es selektiert bei der Nahrung und bevorzugt somit energiereiche und leichtverdauliche Äsung.
Das ist auch der Grund dafür, dass es sein Revier verteidigt – als Konzentratselektierer würde es durch Konkurrenz im Revier benachteiligt sein.
Blattzeit/Fortpflanzung
Der Zeitraum der Fortpflanzung des Rehwilds wird als Blattzeit bezeichnet und findet ca. einen Monat vor der Brunft des Rotwilds statt, also im August/September.
Das Rehwild hat eine Eiruhe (auch Keimruhe bezeichnet), die absichtlich die Entwicklung der befruchteten Eizelle hemmt um für einen günstigeren Setzzeitpunkt zu sorgen. Sie endet im Dezember.
Die Zuwachsrate bezogen auf weibliches Rehwild liegt bei 80% bis 100%. Beim Rehwild kommen die häufigsten Zwillingsgeburten vor.
Das weibliche Rehwild nimmt in der zweiten Blattzeit ihres Lebens, also mit ca. 14 Monaten, das erste Mal am Brunftgeschehen teil.
Kitze werden grundsätzlich wie allen Schalenwildarten außer dem Schwarzwild im Mai/Juni gesetzt und anschließend 6 bis 7 Monate lang gesäugt.
Gebiss
Der Zahnwechsel des Rehwilds dauert halb so lang wie beim Rotwild, ca. 14 Monate (28 Monate beim Rotwild).
Im Dauergebiss sind 32 Zähne vorhanden. Das Rehwild hat grundlegend keine Grandeln, es kommt allerdings selten trotzdem vor.
Wie auch beim Rotwild ist der vierte Prämolar (P4) im Milchgebiss dreiteilig, im Dauergebiss nur noch zweiteilig.
Geweih (Gehörn)
Das Geweih wird beim Rehwild als Gehörn bezeichnet. Es trifft keine Aussage bezüglich des Alter des Bockes. Verantwortlich für die Stärke und Ausbildung des Gehörns ist die Ernährung des Bocks während des Gehörnwachstums. Ein gut veranlagter Jährlingsbock kann daher auch schon Gabeln ausbilden.
Das stärkste Gehörn bildet der Rehbock im Alter von 3 bis 6 Jahren, also zur Zeit des Reifealters (5 Jahre).
Tritt eine Missbildung des Gehörns auf (z.B. Perückengehörn), so ist dies nicht auf eine schlechte Ernährung zurückzuführen, sondern auf eine Hormonstörung. Eine Hodenverletzung kann der Grund dafür sein.
Das Rehwild weist bzgl. der Geweihentwicklung eine Sonderstellung auf: Es entwickelt bereits im ersten Lebensjahr sein Erstlingsgeweih im Herbst des Geburtsjahres.
Verfegt wird im April, beim „Frühjahrsputz“.
Mit einer Dauer der Geweihbildung von 5 Monaten beginnt also durchschnittlich im Dezember das Wachstum des Gehörns (alt wirft vor jung ab).
Die Pflanzensäfte beim Reiben an Stämmen sorgen während des Frühjahrsputzes außerdem für die typische Färbung des Geweihs.